Sonntag, 23. April 2017

Welttag des Buches

Zum Welttag des Buches habe ich die
Lieferung der 3. Auflage aufgestellt.



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Kurze Beurteilung von Friedrich W. Zimmermann: Liebe – Lust – Prostata. Eine wahre Liebesgeschichte. Norderstedt: BoD 2016
Dieses „Bekenntnisbuch eines Journalisten“ (S. 8) ist, wie beim Lesen schnell deutlich wird, das Werk eines Autors mit professionellen Schreib- und Publikationserfahrungen, was bei selbst verlegten Büchern keineswegs selbstverständlich ist. Es ist sprachlich und stilistisch sorgfältig gearbeitet und dabei eine manche Leserinnen und Leser vielleicht irritierende, doch gerade deshalb auch reizvolle Mischung von Liebes- und Krankheitsgeschichte, Dokumentation, Ratgeberliteratur und literarischem Erzählen mit autobiographischer Substanz. Im Zentrum des Buches steht die Geschichte der eigenen Prostataerkrankung.
Mehr oder weniger autobiographische Krankengeschichten waren und sind in der Literatur zwar weit verbreitet, doch in den wechselnden literarischen Vorlieben für bestimmte Krankheiten (in den 1970er Jahren z. B. Schizophrenie, heute dagegen Demenz und Depression) gehörten Prostataerkrankungen trotz ihrer weiten Verbreitung bisher nicht dazu. Eine der Ausnahmen, die der Autor in seinem Literaturverzeichnis ausdrücklich nennt, ist der 2007 erschienene Roman „Exit Ghost“ von Philip Roth, der sich ähnlich ausführlich wie „Liebe – Lust – Prostata“ mit Potenz- und Inkontinenz-Problemen bei dieser Erkrankung befasst. Die Bezugnahmen auf literarische Texte (von Roth, Kurt Tucholsky und Wolfgang Borchert) lassen sich durchaus als Signale dafür verstehen, dass dieses Buch auch als literarisches verstanden und beurteilt werden will. Mit anderen literarischen Krankheitsgeschichten teilt es nicht zuletzt die Reize des Spiels mit Angst und Hoffnung, die für Spannung konstitutiv sind. Die dabei evozierten und thematisieren Ängste werden darüber hinaus differenziert und in ihrer Gewichtung problematisiert (Angst vor Tod vs. Angst vor Impotenz) und gekonnt auf ein sich leitmotivartig wiederholendes Motto bezogen: „Lieber krebsfrei leben als potent sterben!“ Dieses wird positiv einem anderen Motto entgegengestellt: „Lieber tot als impotent!“

Die Krankheitsgeschichte ist in einem unverkrampften, lockeren, zuweilen gewitzten Stil erzählt, der einer verklemmten Peinlichkeit entgegenwirkt, mit der öffentliche Bekenntnisse aus Bereichen der Intimsphäre so oft verbunden sind. Der damit einhergehende Optimismus und das erklärte und auch optisch hervorgehobene „HAPPY END“ (S. 111) der Geschichte unterscheiden sich im Tenor von der Art, wie Philip Roth über seinen Protagonisten Nathan Zuckerman erzählt und andere literarisch ambitionierte Autoren über eigene Krankheitserfahrungen erzählen, allerdings erheblich. „Nach dem Verlust der Prostata gibt es eine neue Lebensqualität. Es ist nicht das Ende, sondern ein Neuanfang für meine magische und wundersame Liebesgeschichte.“
  Ein ironisches Spiel mit trivialliterarischen Traditionen? Wohl eher ein Versuch, Lesern, die von dieser Krankheit betroffen sind oder sein könnten, Hoffnung und Mut zu machen. Der Autor erklärt: „Aus Dank schreibe ich meine Geschichte auf, sogar mit missionarischem Eifer, um andere Männer und ihre Partnerinnen aufzuklären. Prostata-Krebs kann wirklich jeden Mann treffen. Und fast jeder hat eine Chance, diesem grausamen Krebstod zu entkommen.“ (S. 110) Der Autor „will ermutigen“ (S. 111) und er macht sich dabei selbst zum Vorbild.

  Der zweite Teil des Buches leistet Aufklärung über die Krankheit in Form von Adressen, Interviews, Literaturhinweisen und Dergleichen. Unter literaturkritischen Gesichtspunkten lässt er sich nicht beurteilen. Auf ganz andere Weise vermittelt er aber einen ähnlich professionellen Eindruck wie der erste Teil.

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