Eingang zur Ruine der Klosterkirche der Franziskaner in Berlin-Mitte |
Als der junge Israeli gefunden wurde, gab es einen Aufschrei
in den Medien. Diese sprachen von weltweitem Interesse an dem Fall und
internationaler Beachtung. Doch als ich am Morgen zur öffentlichen Sitzung in
dem Saal 704 eintreffe - mir wurde geraten möglich früh zu erscheinen, damit
ich einen Platz bekomme – gähnende
Leere. Ein Mann mit so genanntem Migrationshintergrund hört während des
Plädoyers und der Urteilsverkündung zu. Ich erfahre etwas über gründliche
Polizeiarbeit und höre ein Urteil nach
den Buchstaben des Gesetzes. Biedere Routine, so scheint es. International sind
nur Opfer und Täter. Ein junger Tourist aus Israel und ein Jobsucher aus den
USA mit albanischem Pass. Totschlag im Suff, ein Verbrechen ohne Motiv. Routine
vor leeren Zuhörerbänken. Keine Botschaftsvertreter, keine Angehörigen.
Sind wir in der Normalität angekommen, in der das Verbrechen
der garstige Teil einer Touristenmetropole geworden ist. Aus dem kuschelig
verschnarchten Berlin, das mit dem Slogan “arm aber sexy“ um Zuwanderung warb, zeigt
sich im Gerichtssaal der Angriff auf eine gepflegte Idylle. Die Tat ist
gesühnt. Durch das Teilgeständnis und die Indizien gibt es keine Zweifel, wer
der Täter sei, so das Gericht.
In den Sitzungen erfährt das Schwurgericht auch persönliche Hintergründe
des Täters, über sein schwieriges Leben
auf der Suche nach Arbeit. Seine Vita konnte teilweise nachvollzogen werden.
Die des Opfers aus Israel jedoch bleibt im Dunkeln, trotz einiger Versuche
Licht in das Dunkel zu bringen. Das bedauert sogar der Richter in der
Urteilsbegründung. Kein
Wort über Yosis
Leben und seinen Charakter. Ein Amtshilfegesuch beschränkte sich auf den
Abgleich der DNA. Bei den Anhörungen vor Gericht kann niemand
die Vermutung homophiler Neigungen
bestätigen oder dementieren. Niemand ist im Gericht, der dem jungen Mann
seine Würde zurück gibt. Er bleibt ein anonymes Opfer - mit einem zur Unkenntlichkeit zerschlagenen
Gesicht – aber mit einem Ausweis aus Israel.
In den anfänglichen Medienberichten über Yosi D. – getötet in
unmittelbarer Nähe des Alexanderplatz wie Jonny K. – wollte man vielleicht an diesen
Fall erinnern. Durch das Kürzel, D.
steht für Damari.
„Egal, was dahinter steckt – niemand hat das Recht, einem Menschen das Leben zu nehmen“, sagte Mike Samuel Delberg, Organisator der Mahnwache im April 2015. Weil das Opfer so entstellt war, hatte er die Teilnehmer aufgefordert, Fotos von dem Verstorbenen mitzubringen. „So können wir ihm – wenigstens symbolisch – sein Gesicht und seine Würde wiedergeben.“ Fast ein Jahr später, am Tag der Urteilsverkündung, verschwindet Yosis Leben in den Akten der Berliner Justizbehörden.
Am 9. April, 2015 berichtet die Zeitung HAARETZ in Israel
http://www.haaretz.com/jewish/news/1.651180
„Egal, was dahinter steckt – niemand hat das Recht, einem Menschen das Leben zu nehmen“, sagte Mike Samuel Delberg, Organisator der Mahnwache im April 2015. Weil das Opfer so entstellt war, hatte er die Teilnehmer aufgefordert, Fotos von dem Verstorbenen mitzubringen. „So können wir ihm – wenigstens symbolisch – sein Gesicht und seine Würde wiedergeben.“ Fast ein Jahr später, am Tag der Urteilsverkündung, verschwindet Yosis Leben in den Akten der Berliner Justizbehörden.
Am 9. April, 2015 berichtet die Zeitung HAARETZ in Israel
http://www.haaretz.com/jewish/news/1.651180