Hollywood verwandelt die Poststraße in Rue de la Poste |
Am Mittwoch (27.3.2013), wolle er einen zweiten Anlauf nehmen. Das spricht man im Viertel, ein neuerliches Rundschreiben gibt es nicht. Mit hektischem Treiben beginnt die Woche. Ein ungewohntes Kratzen, Klack, Klack, Peng, Peng, Metall trifft auf Stein, weckt die Anwohner. Mit Spaten, Schaufel, Eisstößer, Schneeschieber und Gasflamme werden die Straßen und der Platz von Eis und Schnee befreit. Hollywood gibt nicht auf. Die finanziellen Ressourcen sind offenbar unbegrenzt. Auch am Dienstag wird das Klick-Klack zur dauernden Geräuschkulisse. Mit Schubkarren werden die vereisten Schneeberge hinter die Kirche gekarrt. Die ersten Bühnenarbeiter und Dekorateure der Filmcrew verpassen dem historischen Viertel ein französisches Aussehen. Mit grünen Plastikbäumen vertreibt Hollywood den Berliner Winter und suggeriert einen französischen Sommer nach der deutschen Besatzung, nach 1944.
Aus der Eiergasse wird die Ruelle des Œufs ... |
Cate Blanchett und George Clooney proben eine Fahrradszene |
Matt Damon (oben rechts im Bild) im Sommerhemd |
Der Beobachter am offenen Fenster friert und leidet mit den Schauspielern. Die grünen Plastikbäume verströmen nur die Illusion eines Sommers in Frankreich. Der Winter in Berlin bleibt eisig.
Die moderne Filmtechnik mit den elektronischen Kameras erweist sich als Fluch für alle Beteiligten in diesem Fall. Wer heute Nachtaufnahmen in sein Drehbuch schreibt, der muss auch nachts drehen. Als großes Kino wirklich noch in Hollywood gemacht wurde, da gab es natürlich auch Szenen die nächtliche Stimmungen zeigten. Die aber wurde in der Sonne Kaliforniens gedreht. Dafür gibt es einen festen Begriff: „American Night“. (*)
Vielleicht haben der Regisseur und seine Produzentin aus Hollywood daran gedacht, als sie vorzeitig um 22 Uhr die Dreharbeiten in der Berliner Nacht beenden, regelrecht abbrechen. Die zweite Kapitulation. Bei dieser Produktion ist vielleicht der Wurm drin – der Drehwurm?
Wie komme ich zu dieser Behauptung, dass die Dreharbeiten vorzeitig abgebrochen wurden? Eine Bestätigung von der Babelsberger Firma gibt es nicht – ein Geheimnis.
Die Ausstattung und alle Beteiligten hatten den Zeitrahmen für den Dreh von 18 bis 2 Uhr morgens angegeben. Als nach vier Stunden, um 22 Uhr Schluss war, die Kameras eingepackt , das Regie-Zelt abgebaut wurde, die Statisten den Drehort verließen, spürte man eine Stimmung der Erlösung. Indizien dafür: Das Dutzend geparkter Militärfahrzeuge auf dem Mittelstreifen Mühlendamm kamen nicht zum Einsatz. Die vielen, sehr vielen Statisten in Kostümen warteten auf vergeblich ihren Einsatz, sie wurden nicht gebraucht.
Cate Blanchett full in Action bei -3°C |
Und schließlich unterstellt der frierende Chronist dem Regisseur George Clooney eine sehr vernünftige, verantwortungsvolle Entscheidung: Er wollte seiner Kollegin Cate Blanchett im Sommerkleid eine Lungenentzündung ersparen. George Clooney scheint zu Recht ein Liebling der Frauen zu sein.
Robert M. Edsel, Die größte Schatzsuche der Geschichte Mit Bret Witter. Aus dem amerikan. Englisch v. Hands Freundl. Die Vorlage zum Film von und mit George Clooney |
(*) "American Night" ist der Name für eine Filmtechnik,
um eine nächtliche Szene zu simulieren; anstatt Tageslicht
wurde Kunstlicht Filmmaterial verwendet oder mit
speziellen blauen Filtern die Illusion der Dunkelheit oder
Mondlicht geschaffen.
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