Vor 75 Jahren – am 9. November 1938 - brannten in Deutschland sehr viele Synagogen. Auch in Berlin. Nur wenige Berliner protestieren damals. Sie bleiben zu hause. Auch gibt es von dieser Nacht und dem darauf folgenden Tag nicht einmal ein Dutzend authentischer Fotos. Historiker haben wiederholt aufgerufen, man möge doch in den Kisten und Kästen der Eltern oder Großeltern nachschauen und diese Dokumente zur Verfügung stellen. Warum hat mein Vater, leidenschaftlicher Hobbyfotograf, dieses spektakuläre Ereignis in seiner Nachbarschaft nicht fotografiert? Oder, hat er geknipst, nur dann später die Bilder aussortiert und vernichtet? Das Gerücht, es hätte seinerzeit ein Fotografierverbot gegeben, wird heute noch geglaubt. Welcher leidenschaftliche Fotograf lässt sich davon abhalten? Allerdings hätte er diese Fotos auch selber entwickeln und Abzüge machen müssen. Seinen Film ins Fotolabor zu geben, wäre wahrscheinlich ein Risiko gewesen. Eine Anweisung "fotografieren verboten" gab es wahrscheinlich nicht, aber vorauseilender Gehorsam, Sympathie mit dem Terror gegen Juden, Spitzeldienste und Überwachung verbreiteten Angst. Fotos von brennenden Synagogen konnten als gefährliche Dokumente gedeutet werden. Vielleicht gibt es deshalb kaum Fotos von dieser perfiden Schändung.
Flächendeckend sehen wir in der Stadt ein Plakatmotiv,
welches sich vor allem an die Töchter und Söhne, mehr noch die Enkel und
Urenkel der Bewohner von damals richtet, die ungeniert dem Treiben der Nazis
zugeschaut hatten. Ein Appell der Kirchen, in diesen Tagen ein Zeichen zu setzen,
gegen einen neuen Antisemitismus in
dieser Stadt und die Fehler von damals nicht zu wiederholen als nämlich so gut
wie niemand seine Stimme dagegen erhob. Und vielleicht findet die Generation
der Erben heute die fehlenden Fotos von den brennenden Synagogen und
zerschlagenen Schaufenstern beim Aufräumen der auf Hausböden oder in Kellern
gestapelten Kisten und Kästen.
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Die Veranstaltung findet im Rahmen des Berliner Themenjahres 2013 Zerstörte Vielfalt statt.
Weitere Informationen unter:
www.gedenkweg2013.de
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