Richtfest ohne großen Glanz
Staatsoper: Kein Ruhmesblatt in Berlins Baugeschichte
Ein Foto mit Symbolcharakter. Denn diese Stühle hätten leer bleiben
müssen angesichts des Debakels, das die Sanierung der Staatsoper Unter
den Linden inzwischen darstellt. Aber wer gedacht hat, dass sich zum
Richtfest Demut einstellt unter den politisch Verantwortlichen, der sah
sich getäuscht. Die Plätze wurden eingenommen, wohl auch um all jene zu
ehren, die die Kostenexplosion und die Bauverzögerung nun wirklich nicht
zu verantworten haben: die Bauarbeiter, Ingenieure und Architekten, die
sich mit den Folgen einer Planung herumschlagen müssen, die als solche
eigentlich nicht zu bezeichnen ist.
Ulf Teichert / Bilder: Fritz Zimmermann
http://www.abendblatt-berlin.de/2015/07/16/richtfest-ohne-grossen-glanz/
Saurer Direktor
Bei inzwischen vier Jahren Verzug und Kosten von mittlerweile 389 Millionen Euro, von denen das Land Berlin 189 Millionen zu tragen hat, hätte es eigentlich keinen Grund gegeben, mal so ordentlich zu feiern. Das dachte sich wohl auch Generalmusikdirektor Daniel Barenboim, dessen sein Fehlen mit Konzertverpflichtungen begründet wurde. Dass er ob des Schlamassels ziemlich sauer ist, ist allerdings kein Geheimnis. Dabei war er es, der mit seinem Wunsch nach Akustik auf Weltniveau das Anheben der Decke über dem Zuschauerraum von immerhin vier Metern erzwang. Einer von vielen Gründen, dass die geplanten 235 Millionen Euro Umbaukosten relativ schnell ins Reich der Märchen verbannt wurden.Keine Garantie
Seinen Frieden mit dem Haus, das er seit seinem Amtsantritt noch keinen einzigen Tag in voller Funktion erlebt hat, scheint offensichtlich Intendant Jürgen Flimm gemacht zu haben. Und nicht nur damit. Wie sehr er Senatsbaudirektorin Regula Lüscher bei der Begrüßung herzte, das deutete schon auf eine innige Beziehung hin. Auch wenn Flimm in einem launigen Gedichtlein beklagte, dass er sein Los im nunmehr siebten Jahr nicht länger tragen mag und sich wünschte, dass in „goldenen Oktobertagen“ der Einzug gewagt werden solle. Freilich ließ er das Jahr weg, denn inzwischen spricht Frau Lüscher vom Oktober 2017 als Einzugstermin. Auf diesen aber wird sie wohl genau so wenig eine Garantie abgeben wie auf die endgültigen Baukosten. Wie auch bei einem Bau, der „immer wieder neue Überraschungen“ bereit hielt, wie Bausenator Andreas Geisel in schönster Untertreibung formulierte.Weiteres Versprechen
Dass sich alle Beteiligten – bis auf die Bauarbeiter – demnächst in einem Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses wiedertreffen werden, tat der Feierlaune allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil: Senator Geisel versprach, dass die Staatsoper bei Fertigstellung fit für die nächsten 100 Jahre sei. Das zumindest ist zu hoffen, denn solch‘ ein Richtfest wünscht sich wohl keiner mehr …Ulf Teichert / Bilder: Fritz Zimmermann
http://www.abendblatt-berlin.de/2015/07/16/richtfest-ohne-grossen-glanz/
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